Da sind sie nun, verrichten die üblichen Handreichungen, schieben den Flügel , begleitet von ein paar Wörtern zur allgemeinen Befindlichkeit durch den Konzertraum im WiM, packen die Instrumente aus. Gitarre, Viola und Cello werden «wie es sich gehört» gestimmt, die Geige hat ihre ganz eigene Stimmung. Die fünfte Person, das Aufnahmegerät, wird installiert. Ihm kommt besondere Bedeutung zu, es ist ihr unbestechlicher Zuhörer. Mit seinen zwei Mikrofonen wird es so ausgerichtet, dass es die Klänge gerecht aufnimmt. Dann geht es los; ein Tastendruck, das erste Quartett. Je nach Befinden ein wirrer oder ein zögerlicher Anfang; die ersten Klänge bestimmen den Verlauf der ganzen Improvisation oder auch nicht, da alle um diese Gefahr wissen. Keine Hemmung, diese «Logik» zu durchbrechen, etwas ganz Neues in den Raum zu setzen, dem Klangkörper einen Schubs zu geben oder ihn aufzubrechen oder versanden zu lassen. Auf diese Art kleine Suiten mit mehreren Sätzen gebären. Filigran, dann wieder heftig, Crescendi und Diminuendi, Pausen. Das muss auch noch gesagt sein, dieses vielleicht lieber weglassen, da schon genug Dichte im Raum; schade wäre es, das gerade Entstehende zarte Gespinst mit Eigenem zu durchkreuzen, durchaus kreative Ideen blitzschnell fallen lassen zugunsten des Ganzen, auch wenn noch nicht klar ist, wo das eigentlich hin will. Es ist wie im richtigen Leben, da weiss man auch nicht, wo es hinwill. Wach bleiben, hier reinsausen und dann blitzschnell wieder raus, was war das jetzt? Oh schön, die andern kommen mit, anschnallen, eine Kurve, ein Abgrund und ein steiler Aufstieg und oben die Aussicht auf die Klangweite. Nach etwa zehn Minuten Blick in die Runde, das war’s. Die Instrumente werden beiseitegelegt, Das Aufnahmegerät umgestöpselt. Alle setzen sich in Publikumsposition und lauschen. Schmunzeln, Stirne runzeln, rätseln. Ah hier - die besonders schöne Stelle -, die sich auf Konserve allerdings ziemlich gewöhnlich, fast könnte man sagen banal, anhört. Immer wieder diese «Enttäuschung». Von drinnen klingt es anders als von draussen. Auch ist der Zensor beim Hören aktiver als beim Erschaffen der gemeinsamen Stücke.
Nach etwa zehn Minuten Blick in die Runde, das war’s. Die Instrumente werden beiseitegelegt, Das Aufnahmegerät umgestöpselt. Alle setzen sich in Publikumsposition und lauschen. Schmunzeln, Stirne runzeln, rätseln. Ah hier - die besonders schöne Stelle -, die sich auf Konserve allerdings ziemlich gewöhnlich, fast könnte man sagen banal, anhört. Immer wieder diese «Enttäuschung». Von drinnen klingt es anders als von draussen. Auch ist der Zensor beim Hören aktiver als beim Erschaffen der gemeinsamen Stücke.
Über die freien Improvisationen reden wir nicht viel. Musikalische und aussermusikalische Vorgaben dienen vor allem der Erhöhung der Präsenz beim Tun, nicht der Perfektion.»
Brigitte Meyer